Amtsgericht Neu-Ulm
02.05.2025

80 Jahre nach der Befreiung Münchens durch US-Soldaten / Bayerische Justiz erinnert an Inhaftierungen und Hinrichtungen von NS-Opfern aller betroffenen europäischen Länder in der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim / Gedenkfeier und Kranzniederlegung mit Angehörigen und Justizminister Georg Eisenreich / Bayerns Justizminister Eisenreich: "In Stadelheim wurden massenhaft Urteile und Strafen vollstreckt, die das Recht mit Füßen traten und unermessliches Leid über die Opfer und ihre Familien brachten."

Gestern vor 80 Jahren am 30. April 1945 zog die Rainbow Division der US-Armee in München ein. Es war das Ende der Nazidiktatur in der "Hauptstadt der Bewegung". Bayerns Justizminister Georg Eisenreich hat zu Ehren aller in der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim inhaftierten sowie hingerichteten NS-Verfolgten aller betroffenen europäischen Länder zu einer Gedenkstunde eingeladen.

Zwischen 1933 und 1945 wurden mindestens 1.399 Menschen in der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim hingerichtet. Sie alle wurden Opfer des NS-Unrechtsregimes. Die bayerische Justiz hält die Erinnerung an die Opfer, die ihr Leben im Nationalsozialismus verloren haben, auf vielfältige Weise wach.

Neben Justizminister Eisenreich sprachen Angehörige von NS-Verfolgten: Heidi Delbeck, Tochter des Widerstandskämpfers Karl Delbeck, der in den Todeszellen von Stadelheim auf seine Hinrichtung wartete und ihr knapp entkam, hielt eine Rede. Zehn weitere Angehörige von NS-Verfolgten aus Deutschland, Österreich, Frankreich und Tschechien schilderten ihr persönliches Schicksal mit den in München-Stadelheim inhaftierten und hingerichteten Familienmitgliedern.

Der Minister: "Viele erinnern sich an das tragische Schicksal der Geschwister Scholl und der weiteren Mitglieder der Weißen Rose. Zwischen 1933 und 1945 wurden aber mindestens 1.399 Menschen in Stadelheim hingerichtet. Dort wurden massenhaft Urteile und Strafen vollstreckt, die Menschen zu Unrecht ihr Leben nahmen, das Recht mit Füßen traten und unermessliches Leid über die Opfer und ihre Familien brachten. Unsere Gedanken sind bei allen Opfern des menschenverachtenden Terrors der Nationalsozialisten und ihren Angehörigen. Das Schicksal der NS-Verfolgten von Stadelheim mahnt uns alle: Demokratie und Menschenrechte müssen Tag für Tag verteidigt werden."

Justizminister Eisenreich freute sich besonders über die Anreise der vielen Angehörigen von in Stadelheim inhaftierten oder hingerichteten NS-Verfolgten. Vor der Gedenkfeier hat Justizminister Eisenreich gemeinsam mit den Angehörigen mit einer Kranzniederlegung aller in der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim inhaftierten sowie hingerichteten NS-Verfolgten gedacht. Der Minister: "Es ist mir eine besondere Ehre, Sie hier begrüßen zu dürfen, obwohl Sie diesen Ort mit großem Leid und Schmerz verbinden. Wir in Deutschland tragen eine besondere historische Verantwortung. Deshalb wollen wir die Erinnerung an die NS-Opfer, die in Stadelheim hingerichtet wurden, wachhalten."

Justizminister Eisenreich: "Ich möchte mich von Herzen bei Ihnen bedanken, dass Sie uns mit sehr persönlichen Worten die Geschichten Ihrer Angehörigen in Erinnerung gerufen haben. Mit zahlreichen Veranstaltungen und Maßnahmen setze ich mich dafür ein, das Bewusstsein für das NS-Unrecht zu schärfen. Diese Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus ist in diesen Tagen bedeutsamer denn je."

Dauerausstellung Weiße Rose Saal

Ihren Mut zur Freiheit haben die Geschwister Scholl und vier ihrer Freunde mit dem Leben bezahlt. Wohin es führen kann, wenn die Dritte Gewalt im Staate ihre Unabhängigkeit verliert, zeigt die Dauerausstellung Willkür "Im Namen des Deutschen Volkes".


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Wussten Sie eigentlich …?

… dass die Fachgerichtsbarkeiten, d.h. die Verwaltungs-, Arbeits-, Sozial- und Finanzgerichte in Bayern nicht zum Justizressort, sondern zum Geschäftsbereich der jeweiligen Fachministerien gehören?