Pressemitteilung 26/2025 vom 04.12.2025
Betrügerische Werbung mit prominenten Personen und Politikern – länderübergreifende Aktion gegen Online-Marketing-Infrastruktur
Betrügerische Werbung mit prominenten Personen und Politikern – länderübergreifende Aktion gegen Online-Marketing-Infrastruktur
Bamberg/Würzburg/Düsseldorf/Israel. Am 25. November wurden nach umfangreichen Ermittlungen der Zentralstelle Cybercrime Bayern sowie der Kriminalpolizeiinspektion Würzburg in Israel und in Deutschland in einer konzertierten Aktion zahlreiche Objekte durchsucht. Es konnte umfangreiches Beweismaterial sichergestellt werden.
Unter Leitung der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) wurden in Deutschland und Israel insgesamt 14 Objekte (überwiegend Privatanschriften, z. T. auch Geschäftsräume) durchsucht. Der Schwerpunkt der von Europol unterstützten und begleiteten Operation lag auf der israelischen Metropole Tel Aviv und Düsseldorf. Zusätzlich wurden weitere Objekte in Nordrhein-Westfalen, ein Objekt in Winnenden und ein Objekt in Berlin durchsucht. An den Durchsuchungsmaßnahmen in Israel nahmen neben zwei Staatsanwälten der ZCB zwei Polizeibeamte aus Unterfranken teil. Auch Europol war in die Maßnahmen eingebunden und leistete vor Ort Unterstützung.
Die polizeilichen Ermittlungen werden zentral durch die KPI Würzburg geführt, bei der im Juli 2023 eine eigene Ermittlungsgruppe eingerichtet wurde.
Gegen die Beschuldigten wird wegen gewerbsmäßigen Bandenbetruges nach dem Modus Operandi des sog. Cybertrading Fraud ermittelt. Hierbei handelt sich um eine seit vielen Jahren weit verbreitete und für Betrugsnetzwerke hochlukrative Form des Online-Anlagebetrugs. Die Cyberbetrüger versprechen hohe Gewinne durch z. B. KI-optimierte Anlagestrategien oder automatisierten Kryptohandel. Mit großen Kampagnen wird auf Social Media und gefakten Nachrichtenseiten damit geworben, dass angeblich auch Politiker und Prominente diese bislang "geheimen" Finanzprodukte nutzen und empfehlen. Der Investor erhält nach erfolgter Registrierung Zugang zu einem Account auf einer vermeintlich seriösen Handelsplattform oder lädt sich eine angebliche Trading-App herunter. In aller Regel steht – nach vermeintlich hohen Kursgewinnen in der Anfangsphase – am Ende der Totalverlust des investierten Kapitals. Mit diesen Tricks erbeuten Betrüger allein in Deutschland mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr.
Im Fokus des stattgefundenen Action Days stand die mit den eigentlichen Betrugsnetzwerken eng zusammenarbeitende Affiliate-Marketing Branche. Die Akteure, gegen die sich die operativen Maßnahmen am 25. November richteten, sollen nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen zumindest in den Jahren 2019 bis 2022 in unterschiedlichen Funktionen die persönlichen Daten potenzieller deutscher Investoren gewonnen bzw. diese Daten wissentlich an betrügerisch arbeitende Callcenter vermittelt haben.
Die Ermittlungsmaßnahmen in Düsseldorf und Winnenden richteten sich gegen zwei sog. Publisher. Ihnen wird zur Last gelegt, gezielt auf den deutschsprachigen Markt gerichtete irreführende Online-Werbekampagnen verantwortet zu haben. In diesen wurde z. B. wahrheitswidrig behauptet, die beworbenen Anlagestrategien seien Gegenstand der Berichterstattung in öffentlichen Medien bzw. populären TV-Sendungen (bspw. der Sendung „Höhle der Löwen) gewesen. Auch wurde häufig – frei erfunden – damit geworben, dass prominente Personen aus der Politik bzw. der Unterhaltungsindustrie mit den entsprechenden Anlageprodukten innerhalb kürzester Zeit viel Geld verdient hätten. Abbildungen, Logos und Lichtbilder wurden hierbei rechtswidrig verwendet, um Seriosität vorspiegeln
Die Ermittlungsmaßnahmen in Israel richteten sich gegen die Betreiber eines sog. Affiliate-Netzwerks. Ihnen wird zur Last gelegt, von einer Vielzahl im Netzwerk angebundener Publisher Kundendatensätze bezogen und diese sodann wissentlich an betrügerisch arbeitende Callcenter gegen Entgelt weitergegeben zu haben. Aufgrund der bisherigen Ermittlungen besteht der Verdacht, dass allein 3.300 Datensätze deutscher Opfer über das Affiliate-Netzwerk betrügerisch arbeitenden Callcentern zur Verfügung gestellt wurden. Im weiteren Verlauf verloren nach bisherigen Erkenntnissen mindestens 120 deutsche Opfer einen Gesamtbetrag von über 1,3 Millionen EUR. Es ist allerdings von einem beträchtlichen Dunkelfeld und damit von einer Vielzahl weiterer Fälle auszugehen. Zahlreiche Investoren wurden im fünf- oder sechsstelligen Bereich geschädigt. Erste Erkenntnisse aus den operativen Maßnahmen legen nahe, dass das Affiliate-Netzwerk im hohen dreistelligen Millionenbereich Umsätze generieren konnte.
Die konzertierte Aktion erfolgte in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Polizeibehörden in Israel (dort insbesondere National Cybercrime Unit und Intelligence Division) und in Deutschland. Bei den Durchsuchungsmaßnahmen, bei denen auch zwei Datenträgerspürhunde zum Einsatz kamen, konnte umfangreiches elektronisches Beweismaterial sichergestellt werden.
Der Schwerpunkt der Maßnahmen in Deutschland lag auf Nordrhein-Westfalen. Hier wurden die bayerischen Ermittler insbesondere durch zahlreiche Beamte der Polizeipräsidien Düsseldorf, Köln und Essen unterstützt. In Winnenden wurden die Würzburger Beamten durch Kollegen der zuständigen Polizeipräsidien Aalen und Ludwigsburg unterstützt. In Berlin erfolgte die Unterstützung durch Beamte des Landeskriminalamts Berlin.
Im Mittelpunkt der Arbeit der bayerischen Ermittler stehen nun die Sichtung und Analyse des umfangreichen elektronischen Beweismaterials. Es zeichnet sich ab, dass die Ermittlungen in Anbetracht der Komplexität der Täterstrukturen noch längere Zeit in Anspruch nehmen werden.